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Skalpell bitte! Operation Trockenlegung 

Erst nach der kompletten Trockenlegung kann ein Schrottauto in die weiteren Recyclingprozesse verlegt werden. Hier geht es um den Fall eines Fiat Panda, der vielleicht mal als Ferrari wieder geboren wird - aber in dem Zustand nie mehr auf die Strasse darf.

Es gibt standardisierte Abläufe, was mit ausgedienten Autos geschieht, bevor sie in weiteren Recyclingprozessen verarbeitet werden. Wer jetzt denkt, der Vergleich mit einer medizinischen Operation hinke, weil zu viel Arztserien geschaut, schaue sich die Schläuche, Zangen und Pumpen genauer an. Schnitt, Absaugen, Abdichten, auf Herz und Nieren prüfen, dass die Operation «Trockenlegung» so erfolgreich gelingt, dass Patient und Operateure heil bleiben – mit einem Unterschied, das trocken gelegte Auto geht nie mehr auf die Strasse.

Das Modell, das unters Messer muss, heisst Fiat Panda. Diagnose: Schrott. Als erstes wird im Motorraum operiert. Hier wird ihm die Batterie ausgebaut, alle Brems- und Kühlflüssigkeiten abgesaugt und das Gas aus dem Klimakompressor abgezogen. 

Der «Operationstisch», der für die Trockenlegung der Autos extra gebaut wurde, ist aus vier Elementen von Seda im Eigenbau entstanden. Er ist mobil und kann auf einem Anhänger transportiert werden. Unser Projektleiter Christian Schranz hat ein Gestell gebaut, auf dem das Auto aufgebockt werden kann. Die verschiedenen Absauge-Einrichtungen entfernen Flüssigkeiten für die weitere Entsorgung in ihre jeweiligen Behälter. Die Komponenten der Anlage sind so eingebaut, dass jeder Chef- und Assistenz-Operateur einfach, verständlich und geschützt arbeiten kann.

Um sicherzustellen, dass nicht noch irgendwelche Teile am Patienten unter Spannung stehen, wird noch einmal kontrolliert, ob keine zusätzlichen Batterien verbaut sind.  Im Fiat Panda gibt es nur eine Batterie und wird nun entfernt. Das Absaugen und Abpumpen des Klimagases, der Kühl- und Bremsflüssigkeiten geschieht mit Schläuchen, die wir im Motor an der jeweiligen Wanne ansetzen. 
Um das Klimagas fachgerecht absaugen zu können muss man wissen, mit welchem Klimagas die Klimaanlage betrieben wurde. Diese Angaben findet man im Motorraum.Seit 2012 wird mehrheitlich das umweltfreundliche R1234yf verwendet. Dieser «Patient», den wir trockenlegen, wurde noch mit dem Klimagas R134a betrieben. Assistent und Chefarzt machen sich nun ans Absaugen in die bereitgestellte Gasflasche. 

Von der Herz- zur inneren Medizin

Der Patient wird nun von der Herz- Thoraxabteilung verlegt, in die innere Medizin, genauer auf unsere Trockenlegungs-Anlage. Mit dem Stapler wird das Auto sicher aufgesetzt. Sobald es aufgebockt ist, folgt die Entleerung des Motorblocks und des Treibstofftankes. Motorenöl, Getriebeöl und Treibstoff lassen sich durch Schläuche jeweils in separate Behälter absaugen – eine Abtropfwanne steht schon parat. Bohrer bitte – der Operateur bringt je ein Loch in die verschiedenen Tanks an, bevor er die Flüssigkeiten absaugen kann. Sobald entleert ist, dichtet er das Bohrloch ab. 

Das Auto wird übrigens geerdet, damit wir bei den weiteren Arbeiten sicher sind vor Stromschlägen. Sind alle Flüssigkeiten einmal abgezogen, operieren wir weiter und entfernen die Räder sowie den Katalysator. Das ist ein weiteres Handwerk, das wir mit Schraubenschlüssel und Zange vollbringen. 

Jetzt wäre eine Genesung angesagt, damit sich der Patient erholen kann. In unserem Fall bekommt er laut Krankenakte einen Scherenschnitt, der erst nach der kompletten Trockenlegung vollzogen wird. In weiteren Recyclingprozessen, die danach folgen, wird «Patient» Fiat Panda hoffentlich als Ferrari wiedergeboren. Das wünschen wir ihm!